· Andreas Schwarz · Low-Code & Tools · 7 min read

Low-Code/No-Code

Low-Code- und No-Code-Plattformen ermöglichen eine schnelle, wirtschaftliche und fachnahe Automatisierung - und schaffen damit gerade für KMUs neue Freiräume bei der Digitalisierung trotz knapper Ressourcen.

Low-Code- und No-Code-Plattformen ermöglichen eine schnelle, wirtschaftliche und fachnahe Automatisierung - und schaffen damit gerade für KMUs neue Freiräume bei der Digitalisierung trotz knapper Ressourcen.

Teaser

Digitalisierung ist für viele kleine und mittlere Unternehmen längst Realität - ERP, CRM und erste digitale Tools gehören zur Grundausstattung. Doch wenn Prozesse wachsen, Systeme heterogen sind und die IT chronisch überlastet ist, stößt klassische Softwareentwicklung schnell an Grenzen. Genau hier setzen Low-Code- und No-Code-Plattformen an: Sie ermöglichen es, Prozesse schnell, kosteneffizient und flexibel zu automatisieren - oft sogar ohne tiefgehende Programmierkenntnisse. Dieser Artikel zeigt, was hinter dem Konzept steckt, warum es besonders für KMUs attraktiv ist und wie Sie strukturiert vorgehen können, um passende Lösungen zu finden und erfolgreich einzuführen.

Low-Code und No-Code: Prozessautomatisierung für den Mittelstand neu gedacht

Die Digitalisierung hat den Mittelstand erreicht - und mit ihr neue Anforderungen an Geschwindigkeit, Effizienz und Anpassungsfähigkeit. Kunden erwarten kürzere Reaktionszeiten, Behörden fordern digitale Nachweise, der Wettbewerb agiert längst automatisiert. Gleichzeitig kämpfen viele KMUs mit knappen Ressourcen, Fachkräftemangel in der IT und Projektzyklen, die selten in den Betriebsalltag passen.

Prozessautomatisierung ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein pragmatischer Hebel: Sie ermöglicht es, bestehende Abläufe zu verschlanken, Fehlerquellen zu minimieren und vorhandene Systeme intelligenter miteinander zu verknüpfen. Gerade hier bieten Low-Code- und No-Code-Plattformen einen niedrigschwelligen Zugang.

Was sind Low-Code/No-Code-Plattformen und was können sie leisten?

Low-Code bezeichnet Entwicklungsplattformen, die durch visuelle Modellierung und vordefinierte Komponenten die Erstellung von Anwendungen stark vereinfachen. Technisches Verständnis ist hilfreich, aber meist keine tiefgehende Programmierung notwendig.

No-Code geht einen Schritt weiter: Hier können auch Fachanwender — sogenannte „Citizen Developer” - ohne IT- oder Programmierkenntnisse Anwendungen und Workflows erstellen, meist über Drag-and-Drop-Oberflächen und Konfigurationsmasken.

Beide Ansätze sind Teil eines größeren Trends: der Demokratisierung von Softwareentwicklung. Die Plattformen reichen von einfachen Formularbaukästen bis hin zu leistungsfähigen Ökosystemen zur Integration und Automatisierung kompletter Prozesslandschaften.

Vergleichstabelle für Low-Code/No-Code und Full-Code. No-Code richtet sich an Fachanwender mit sehr geringer Flexibilität und Aufwand. Low-Code ist für IT-Anwender gedacht, bietet mittlere Erweiterbarkeit bei geringem Aufwand. Full-Code richtet sich an Entwickler mit hoher Flexibilität, vollständiger Erweiterbarkeit, aber hohem Aufwand. Die Grafik stellt Zielgruppe, Flexibilität, Erweiterbarkeit und Aufwand farblich gegenüber.

Einsatzbereiche innerhalb der LCNC-Welt:

  • Anwendungserstellung (z. B. Webanwendungen, mobile Apps)

  • Systemintegration (z. B. Anbindung von ERP-, CRM- oder Cloudsystemen)

  • Prozessautomatisierung (z. B. Genehmigungsworkflows, Datenabgleiche, Orchestrierung)

  • Datenaufbereitung und Visualisierung

Abgrenzung zu verwandten Technologien:

  • RPA (Robotic Process Automation): Automatisiert repetitive Aufgaben über die Benutzeroberfläche bestehender Systeme. Eher operativ, weniger flexibel in der Prozesslogik.

  • BPM-Systeme: Fokussieren auf die Modellierung, Ausführung und Optimierung komplexer Workflows - meist IT-zentriert und technischer in der Implementierung.

  • Individuelle Softwareentwicklung: Maximale Flexibilität, aber hohe Kosten, lange Entwicklungszeiten und hohe Abhängigkeit von IT-Ressourcen.

Welche Mehrwerte bieten LCNC-Plattformen speziell für KMUs?

Low-Code- und No-Code-Plattformen versprechen nicht nur technische Vereinfachung - sie schaffen echte, spürbare Mehrwerte im Betriebsalltag kleiner und mittlerer Unternehmen. Gerade dort, wo Budgets knapp sind, IT-Ressourcen limitiert und der Veränderungsdruck hoch ist, zeigt sich ihr Potenzial besonders deutlich. Die folgenden Aspekte verdeutlichen, warum sich ein genauer Blick auf diese Technologien lohnt - und wo sich ihr Einsatz konkret bezahlt macht.

Schnelle Umsetzung:
Prototypen und erste Automatisierungen lassen sich in Tagen statt Monaten realisieren. Das verkürzt Entscheidungsprozesse und reduziert Risiken bei neuen Projekten.

Beteiligung der Fachbereiche:
No-Code-Plattformen ermöglichen es Fachabteilungen, selbst aktiv zu werden - ohne ständig auf die IT angewiesen zu sein. Das verbessert die Umsetzungsdynamik und sorgt für praxistauglichere Ergebnisse.

Entlastung der IT:
Statt sich in der Umsetzung kleiner Automatisierungen zu verlieren, kann sich die IT auf Architektur, Sicherheit und komplexe Integrationen konzentrieren.

Kosteneffizienz:
Die Entwicklungskosten sinken deutlich. Auch kleinere Automatisierungsvorhaben werden wirtschaftlich realisierbar - ein entscheidender Faktor im KMU-Umfeld.

Mehr Transparenz und Reaktionsfähigkeit:
Workflows lassen sich visualisieren, dokumentieren und überwachen. Änderungen können schneller umgesetzt werden - ohne langwierige Abstimmungen.

Grafik zeigt fünf zentrale Mehrwerte von Low-Code/No-Code-Plattformen: Schnelligkeit, Fachbereichseinbindung, IT-Entlastung, Kosteneffizienz und Prozesssteuerung. Darunter stehen konkrete Vorteile wie schnelle Umsetzung von Automatisierungen, aktive Beteiligung der Fachabteilungen, reduzierte IT-Belastung, geringere Entwicklungskosten und verbesserte Reaktionsfähigkeit.

Fragen und fundierte Antworten

Wer sich mit Low-Code- oder No-Code-Plattformen beschäftigt, stößt schnell auf konkrete Fragen: Lohnt sich der Aufwand? Wie passen solche Lösungen in bestehende Strukturen? Was passiert mit IT-Sicherheit und Governance? Gerade Entscheider aus dem Mittelstand brauchen belastbare Antworten, bevor sie neue Technologien in ihren Betrieb holen. Die folgenden Punkte greifen typische Überlegungen auf - und geben Orientierung für eine fundierte Bewertung.

Wirtschaftlichkeit & ROI:
Wie schnell rechnet sich der Einsatz?

Kleine Projekte mit klarem Nutzen (z. B. Onboarding, Rechnungsfreigaben) zeigen oft innerhalb weniger Monate positive Effekte - besonders durch Zeiteinsparung und Fehlervermeidung.

Einsatzmöglichkeiten & Grenzen:
Was kann automatisiert werden - und was nicht?
Standardisierte, datengetriebene Prozesse mit klaren Regeln sind prädestiniert. Kreative, situativ geprägte Tätigkeiten oder stark variable Abläufe bleiben menschlich.

Governance & Kontrolle:
Wie behalten wir den Überblick, wenn Fachbereiche selbst entwickeln?
Rollen- und Rechtemodelle, Freigabeprozesse und zentrale Plattformrichtlinien schaffen einen Rahmen. Die IT bleibt im Lead, gibt aber mehr Verantwortung kontrolliert ab.

Integration in die bestehende Systemlandschaft:
Funktioniert das auch mit unserem ERP oder CRM?
Die meisten Plattformen bieten Konnektoren oder Schnittstellenstandards (z. B. REST, SOAP, CSV). Wichtig ist ein bewusster Blick auf das Zusammenspiel mit vorhandener Infrastruktur.

Skalierbarkeit & Zukunftssicherheit:
Wächst die Lösung mit?
Gute Plattformen lassen sich modular erweitern und technisch skalieren — sowohl im Nutzerkreis als auch hinsichtlich Prozesskomplexität. Wichtig ist eine bewusste Toolwahl mit Blick auf strategische Entwicklung.

Nutzerfreundlichkeit & Schulungsaufwand:
Kommt unser Team damit klar?
Für einfache Prozesse reichen oft wenige Stunden Schulung. Komplexere Automatisierungen sollten durch Multiplikatoren oder dedizierte Fachkräfte betreut werden.

Sicherheit & Compliance:
Wie sicher sind solche Plattformen?
Relevante Anbieter erfüllen branchenübliche Standards (z. B. ISO 27001, DSGVO). Eine Risikoabschätzung vor der Einführung ist dennoch Pflicht — gerade bei personenbezogenen Daten.

Diese Fragen zeigen: Der Einsatz von LCNC-Plattformen lässt sich nicht pauschal bewerten - er verlangt Kontext, Klarheit über die eigenen Ziele und ein strukturiertes Vorgehen. Wie Sie dabei konkret vorgehen können, skizziert der folgende Leitfaden.

Vom Bedarf zur Lösung: Leitfaden zur Auswahl und Einführung

Die Entscheidung für eine Low-Code- oder No-Code-Plattform ist kein reiner Technologiekauf - sie ist eine strategische Weichenstellung. Wer Prozesse digitalisieren möchte, braucht mehr als ein gutes Tool: Es geht um Klarheit über Ziele, Verständnis für die eigenen Abläufe und die Bereitschaft, neue Verantwortlichkeiten zwischen IT und Fachbereichen sinnvoll zu verteilen. Gerade im Mittelstand lohnt sich ein strukturierter Einstieg. Denn viele Unternehmen starten zu früh mit der Toolsuche und verlieren dadurch Zeit, Budget - und am Ende Akzeptanz im Team.

Der folgende Leitfaden zeigt, wie Sie Schritt für Schritt zu einer tragfähigen LCNC-Strategie gelangen - und damit die Grundlage schaffen für Automatisierung, die nicht nur technisch funktioniert, sondern betriebsnah, nachhaltig und skalierbar ist.

  1. Prozesse identifizieren und priorisieren:
    Starten Sie mit klar umrissenen, häufig genutzten Prozessen, bei denen hoher manueller Aufwand auftritt - z. B. Urlaubsanträge, Genehmigungen, Dokumentenfreigaben.

  2. Zielbild definieren:
    Was soll erreicht werden? Entlastung? Transparenz? Geschwindigkeit? Das Ziel bestimmt den Weg - und hilft bei der Auswahl der geeigneten Plattform.

  3. Anwendungsfälle analysieren:
    Wer ist beteiligt? Welche Systeme sind angebunden? Gibt es Varianten? Welche Regeln gelten? Eine saubere Voranalyse verhindert spätere Stolperfallen

  4. Werkzeuge konzeptionell vergleichen:
    Beurteilen Sie Plattformen anhand von Kriterien wie Bedienbarkeit, Integrationsfähigkeit, Lizenzmodell, Community, Datenspeicherung und Herstellerbindung - ohne sich vorschnell festzulegen.

  5. Pilotphase und kontrollierter Rollout:
    Fangen Sie klein an, evaluieren Sie Wirkung und Akzeptanz, und bauen Sie erst dann schrittweise aus. Erfolgreiche LCNC-Projekte sind inkrementell, nicht monolithisch.

Checkliste zur Selbstprüfung für die Einführung von Low-Code/No-Code-Lösungen. Fünf Fragen helfen bei der Analyse der Prozesslandschaft: hoher manueller Aufwand, häufige Fehler oder Medienbrüche, regelmäßige Anpassungen, Transparenzbedarf und fehlende Dokumentation wiederkehrender Abläufe. Zweite Checkliste zur Selbstprüfung für die Einführung von Low-Code/No-Code-Lösungen mit Fokus auf Organisation und Akzeptanz. Die Fragen 6 bis 10 behandeln Offenheit für digitale Werkzeuge, Motivation der Fachbereiche, gemeinsames Verständnis für Prozessautomatisierung, IT-Überlastung durch Kleinaufträge sowie vorhandene Digitalisierungsprojekte als Basis. Dritte Checkliste zur Selbstprüfung technischer Voraussetzungen für Low-Code/No-Code-Plattformen. Die Fragen 11 bis 15 betreffen Integrationsfähigkeit bestehender Systeme, dokumentierte Systemlandschaft, verfügbare IT-Ressourcen für Architektur und Governance, rollenspezifische Berechtigungskonzepte sowie Verständnis für Datenmodelle und Schnittstellen.

Wer diese Schritte systematisch durchläuft, reduziert nicht nur Projektrisiken - sondern baut auch Vertrauen auf: bei den Beteiligten, bei der IT und im Management. Low-Code- und No-Code-Plattformen entfalten ihre volle Wirkung, wenn sie auf einem klaren Verständnis der eigenen Prozesse und eines realistischen Zielbildes basieren. Genau dort trennt sich pragmatische Digitalisierung von blindem Technikeinsatz.

Fazit: Low-Code/No-Code - ein strategisches Werkzeug für den Mittelstand

Für kleine und mittlere Unternehmen bieten Low-Code- und No-Code-Plattformen einen realistischen und praxisnahen Weg zur Prozessautomatisierung - ganz ohne Mammutprojekte oder überfrachtete IT-Architektur. Die Hürden sind gering, die Potenziale groß: schnellere Abläufe, weniger manuelle Fehler, mehr Freiraum für wertschöpfende Arbeit.

Die Kunst liegt nicht in der Technik, sondern in der richtigen Einbettung: Wer strukturiert vorgeht, Fachbereiche einbindet und IT-Kompetenz gezielt ergänzt, schafft eine solide Grundlage für den langfristigen Digitalisierungserfolg.

Gelesen - und jetzt?

Setzen Sie das Gelesene in die Praxis um.

Ob Sie erste Ideen vertiefen, konkrete Fragen klären oder ein Projekt starten möchten. Ich unterstütze Sie dabei, die nächsten Schritte zu gehen..

Back to Blog

Related Posts

View All Posts »
Robotic Process Automation erklärt

Robotic Process Automation erklärt

Robotic Process Automation (RPA) bietet Fachabteilungen messbare Effizienzsteigerungen und eröffnet neue Wege der digitalen Zusammenarbeit durch Citizen Developer und strategische Prozessautomatisierung.

CI/CD Pipelines

CI/CD Pipelines

CI/CD bietet einen strukturierten, nachvollziehbaren und skalierbaren Rahmen zur Steuerung digitaler Änderungen - und wird so zum methodischen Rückgrat moderner Automatisierung im gesamten Unternehmen.