· Andreas Schwarz · Künstliche Intelligenz · 9 min read
Prompt Engineering
Prompt-Engineering ermöglicht es, KI-Systeme wie ChatGPT gezielt, verständlich und geschäftsnah zu steuern - und wird damit zum praxisnahen Einstiegspunkt für produktive KI-Nutzung in Unternehmen.

Teaser
Prompt-Engineering gilt als Schlüsselkompetenz für den effektiven Einsatz von KI-Anwendungen in Unternehmen. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff - und wie können Entscheider die Technik in der Praxis sinnvoll nutzen? In diesem Artikel erhalten Sie einen strukturierten Überblick, konkrete Best Practices und sofort einsetzbare Impulse, um Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT strategisch in Geschäftsprozesse einzubinden. Verständlich erklärt, praxisnah aufbereitet und ohne technisches Vorwissen.
Wie Sie mit gezielten Anfragen das volle Potenzial von KI nutzen
Prompt-Engineering beschreibt die Kunst, Maschinen sprachlich präzise und ergebnisorientiert zu steuern. Wer Anfragen an Systeme - sogenannte Prompts - klug formuliert, kann komplexe Aufgaben wie Textanalysen, Zusammenfassungen, Übersetzungen oder Entscheidungsunterstützung automatisieren - ganz ohne Programmierkenntnisse. Das spart Zeit, steigert Qualität und schafft neue Freiheitsgrade im Arbeitsalltag.
Gerade in mittelständischen Unternehmen eröffnet die Technik neue Spielräume für Effizienzsteigerung, Wissensmanagement und Kommunikation. Der Aufwand ist gering - der Mehrwert enorm. Doch ohne methodisches Vorgehen bleiben die Ergebnisse oft hinter den Erwartungen zurück.
Einstieg: Was ist Prompt-Engineering?
Large Language Models wie GPT oder Claude verstehen natürliche Sprache — aber nicht im klassischen Sinne. Sie analysieren nicht inhaltlich-logisch, sondern „vervollständigen” Texte auf Basis statistischer Wahrscheinlichkeiten. Vereinfacht gesagt: Sie berechnen, welches Wort mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das vorherige folgt — trainiert auf Milliarden von Textbeispielen.
Damit das zuverlässig funktioniert, müssen Eingaben - sogenannte Prompts - so gestaltet sein, dass sie der Maschine möglichst klar und unmissverständlich sagen, was sie tun soll. Prompt-Engineering ist daher kein „Zauberspruch”, sondern strukturierte Anweisung, die das Modell wie eine Art Drehbuch durch die gewünschte Aufgabe führt.
Ein einfacher Prompt wie:
„Fasse diesen Bericht zusammen.”
liefert zwar irgendeine Art von Zusammenfassung - oft aber oberflächlich oder am eigentlichen Ziel vorbei. Das liegt nicht daran, dass das Modell „schlecht” wäre, sondern daran, dass es nicht weiß, für wen die Zusammenfassung gedacht ist, welche Informationen wichtig sind und wie ausführlich sie sein soll.
Erst durch klare Struktur, Zielbeschreibung und Kontext entsteht Qualität. Etwa so:
„Fasse den folgenden Bericht in drei Absätzen für die Geschäftsleitung zusammen. Fokus: wirtschaftliche Kennzahlen, Trends, Risiken. Verwende eine sachliche Sprache und maximal 500 Wörter.”
Durch diese Zusatzinformationen versteht das Modell:
Wer liest das Ergebnis (Geschäftsleitung),
Was ist wichtig (Zahlen, Trends, Risiken),
Wie soll der Output aussehen (sachlich, max. 500 Wörter).
Solche Feinjustierung macht den Unterschied zwischen einem brauchbaren Ergebnis und einem echten Mehrwert. Prompt-Engineering bedeutet deshalb nicht nur, einen Wunsch zu äußern, sondern diesen so zu formulieren, dass er maschinenlesbar und zielgerichtet ist.
Wo bringt Prompt-Engineering konkret Mehrwert?
Vielleicht fragen Sie sich: „Wofür brauche ich das konkret?” - eine berechtigte Frage. Prompt-Engineering ist kein Selbstzweck. Es entfaltet seinen praktischen Nutzen genau dort, wo Informationen verdichtet, Aufgaben effizient erledigt oder Entscheidungen vorbereitet werden sollen - und das möglichst ohne zusätzliche Ressourcen. In vielen Unternehmen schlummern hier ungenutzte Potenziale.
Prompt-Engineering lässt sich in zahlreichen Bereichen anwenden — insbesondere überall dort, wo Sprache, Text oder Wissen eine Rolle spielen:
Typische Anwendungsfelder:
Berichtszusammenfassungen: Management-Reports kürzen und automatisiert zielgruppengerecht aufbereiten
Standardantworten im Kundenservice: Chatbot-Prompts für häufige Anfragen oder Eskalationsszenarien
Meeting-Protokolle: Audio transkribieren und in strukturierte, verständliche Zusammenfassungen überführen
E-Mail-Vorschläge: Vorschläge für Antworten auf wiederkehrende Anliegen, z. B. in Vertrieb oder HR
Rechercheunterstützung: Quellen durchforsten, Inhalte zusammenfassen, Trends extrahieren
Übersetzungen: Texte automatisch übersetzen - mit korrekter Tonalität und je nach Zielpublikum angepasst
uvm…
Diese Beispiele zeigen: Prompt-Engineering ist kein exklusives Technikthema - es ist ein Werkzeug zur intelligenten Arbeitserleichterung. Wer Prompts gezielt einsetzt, kann repetitive Aufgaben deutlich beschleunigen, Informationsqualität verbessern und Fachkräfte von Routinearbeiten entlasten. Der Schlüssel liegt dabei nicht in der Komplexität der Technik, sondern in der Klarheit der Aufgabenstellung.
Best Practices: So schreiben Sie bessere Prompts
Sobald erste Erfolge mit KI-Modellen erzielt wurden, stellt sich schnell die Frage: Wie lässt sich die Qualität systematisch steigern - und wie erkenne ich, ob ein Prompt wirklich „gut” ist? In diesem Abschnitt geht es um konkrete Prinzipien, mit denen sich Prompts gezielt verbessern lassen. Denn das Ziel ist nicht nur ein funktionierender Text, sondern ein nachvollziehbarer, wiederholbarer und für Dritte verständlicher Prompt.
Erfolgreiches Prompt-Engineering ist kein Ratespiel. Es folgt klaren Prinzipien:
Klarheit vor Kreativität
Verwenden Sie einfache, eindeutige Sprache. Maschinen interpretieren keine Zwischenzeilen.Ziel vorgeben n Was soll am Ende herauskommen? Zusammenfassung, Liste, Gliederung, Handlungsempfehlung?
Formatvorgaben machen
Nutzen Sie Anweisungen wie: „in Tabellenform”, „Stichpunkte”, „Ampelformat”, „max. 100 Wörter”.Beispiel geben
Wenn das Modell sich schwer tut: Führen Sie mit „Beispielantwort:” eine gewünschte Antwortstruktur ein.Iterieren statt hoffen
Ein guter Prompt entsteht oft in 2—3 Schleifen. Testen, anpassen, erneut testen.
Wer diese Prinzipien verinnerlicht, schafft sich nicht nur bessere Ergebnisse, sondern eine solide Grundlage für den professionellen und teamübergreifenden Einsatz von KI-Systemen. Denn gute Prompts sind kein Zufallsprodukt - sie sind das Ergebnis bewusster Gestaltung. Genau diese Fähigkeit unterscheidet experimentelles Ausprobieren von echter Wertschöpfung durch KI.
Häufige Fehler beim Einstieg
Auch mit einem grundlegenden Verständnis für Prompt-Engineering bleiben Fehlerquellen nicht aus - vor allem dann, wenn es im Arbeitsalltag schnell gehen soll oder die ersten positiven Erfahrungen zu einem „blinden Vertrauen” in die Technik führen. In diesem Abschnitt werfen wir einen Blick auf die häufigsten Stolperfallen, die sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene regelmäßig ausbremsen - und die sich mit einfachen Mitteln vermeiden lassen.
Auch erfahrene Nutzer stolpern immer wieder über typische Probleme:
Zu vage formuliert: „Mach das verständlich” ist zu unspezifisch — verständlich für wen?
Zu komplex in einem Schritt: Besser mehrere gezielte Prompts als ein riesiger
Fehlender Kontext: Ohne Hintergrundinformation entstehen unbrauchbare Ergebnisse
Unterschätzte Prompt-Sensitivität: Kleine Änderungen am Prompt können große Unterschiede in der Ausgabe erzeugen
Keine Systematik: Ohne Struktur und Vorlagen ist das Wissen schwer übertragbar
Diese typischen Fehler zeigen, dass gute Ergebnisse nicht nur vom Modell, sondern vor allem von der Art der Zusammenarbeit abhängen. Prompt-Engineering erfordert methodisches Denken, Präzision und ein gewisses Maß an Disziplin. Wer sich dieser Fallstricke bewusst ist, legt den Grundstein für wiederholbare Qualität und langfristige Nutzbarkeit — ganz gleich ob im Einzelanwendungsfall oder im Team.
Prompt-Dokumentation und Skalierung
Erfolgreiches Prompt-Engineering endet nicht beim ersten brauchbaren Ergebnis. Wirklich wertvoll wird es erst dann, wenn sich gute Prompts wiederverwenden, verbessern und teamübergreifend etablieren lassen. Wer Prompts im Unternehmen strategisch nutzen will, sollte deshalb früh auf eine strukturierte Ablage, Dokumentation und Schulung achten. Damit schaffen Sie die Grundlage für ein internes Wissenssystem, das skaliert — auch unabhängig von einzelnen Personen.
Wenn Sie Prompts systematisch nutzen möchten, empfiehlt sich eine zentrale Ablage:
Vorlagensammlung in Notion oder Excel
Mit Feldern für: Zweck, Zielgruppe, Beispiel-Output, VariablenVersionierung über Dateinamen oder GitHub
So lassen sich Optimierungen nachvollziehenSchulung durch interne Handbücher oder Micro-Trainings
Besonders hilfreich für Teams ohne technische Vorerfahrung
Wer solche Strukturen früh etabliert, spart sich später viel Abstimmungsaufwand - und macht den Umgang mit KI planbarer, nachvollziehbarer und teamfähig. Denn erst durch dokumentierte Beispiele, bewertbare Qualität und systematische Weiterentwicklung wird aus einem „guten Prompt” eine nachhaltige Kompetenz im Unternehmen. Ein nächster Schritt könnte darin bestehen, gemeinsam mit Fachbereichen eine kleine Prompt-Bibliothek aufzubauen - angepasst an Ihre Prozesse, Rollen und Aufgaben.
Prompt-Engineering trifft Automatisierung
Prompt-Engineering entfaltet sein volles Potenzial oft erst dann, wenn es nicht isoliert eingesetzt wird, sondern in bestehende Systeme und Abläufe eingebettet ist. Für viele Unternehmen - gerade im Mittelstand — ergibt sich daraus eine besonders pragmatische Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit von KI in konkrete Automatisierungsszenarien zu überführen.
Besonders spannend wird Prompt-Engineering, wenn es mit bestehenden Automatisierungslösungen kombiniert wird.
Beispiele:
Ein Bot liest eine Rechnung ein und übergibt den extrahierten Text an ein Large-Language-Model (LLM) mit einem Prompt zur inhaltlichen Klassifikation (z. B. „Bewerte, ob diese Rechnung korrekt ist und welche Abteilung sie freigeben muss.”)
Ein Workflow erkennt eingehende E-Mails und nutzt einen Prompt an ein LLM, um den Inhalt zusammenzufassen und anschließend ins CRM zu übertragen
In einem komplexeren Workflow steuert ein Prompt an ein LLM, welche Entscheidung auf Basis eines Inputs getroffen werden soll (z. B. Eskalation ja/nein)
Diese Szenarien zeigen: Der Prompt ist das Bindeglied zwischen Daten und Handlung. Er formuliert das, was das LLM „verstehen” und umsetzen soll — innerhalb eines automatisierten Rahmens.
Diese Verbindung eröffnet neue Automatisierungsmöglichkeiten - gerade für mittelständische Unternehmen mit begrenzten IT-Ressourcen. Wichtig ist jedoch: Der Prompt ist kein Alleskönner, sondern ein gezieltes Werkzeug im Kontext eines größeren Automatisierungsdesigns. Wer diese Zusammenhänge versteht, kann KI-basierte Automatisierung nicht nur experimentell, sondern strategisch nutzen.
Einstiegspunkte für Entscheider
Prompt-Engineering wirkt auf den ersten Blick wie ein technisches Spezialthema - tatsächlich braucht es für den Einstieg aber weniger Technologie als vielmehr Struktur und Klarheit. Wenn Sie erste Erfahrungen mit KI gesammelt haben und nun den nächsten Schritt gehen möchten, helfen praxisnahe, gut dosierte Einstiege. In diesem Abschnitt finden Sie einen konkreten Handlungsrahmen, mit dem Sie das Thema strategisch im Unternehmen platzieren und gleichzeitig pragmatisch ausprobieren können.
Wir empfehlen diese nächsten Schritte:
Starten Sie mit einem klaren Anwendungsfall m z. B. Zusammenfassung von Reports oder Standard-E-Mails
Erstellen Sie 3—5 Vorlagen-Prompts mit konkretem Nutzen
Am besten mit Beispiel-Output und kurzer Erklärung zur ZielsetzungSchulen Sie 1—2 Mitarbeitende in der Erstellung & Bewertung
Idealerweise aus unterschiedlichen Fachbereichen, um Perspektiven zu integrierenPilotieren Sie eine einfache Automatisierung mit Prompt-Komponente m z. B. Integration in ein bestehendes Tool wie Power Automate oder n8n
Dokumentieren Sie Erfolge und entwickeln Sie ein internes Prompt-Playbook
So entsteht eine Wissensbasis, auf die andere Teams aufbauen können
Wer diese Schritte geht, schafft nicht nur ein Verständnis für die Funktionsweise von Prompt-Engineering - sondern vor allem eine greifbare Brücke zwischen Technologie und Nutzen. Denn der wahre Wert liegt nicht in der Theorie, sondern in der konkreten Veränderung von Arbeitsweisen. Klein starten, klar strukturieren, gezielt ausbauen — das ist der Weg zu einer nachhaltigen Nutzung von KI in Ihrem Unternehmen.
Fazit: Wenig Aufwand, große Wirkung
Prompt-Engineering ist der kürzeste Weg, künstliche Intelligenz wirksam in den Unternehmensalltag zu integrieren. Der Einstieg ist einfach, der Hebel groß - sofern die Prompts klar, reproduzierbar und kontextsensibel gestaltet werden. Wer systematisch vorgeht und auf konkrete Business-Anwendungen fokussiert, kann schnell Erfolge erzielen
- und damit den Grundstein für skalierbare, intelligente Automatisierung legen.